Die späte 19. Jahrhundert war eine Zeit intensiver archäologischer Aktivitäten in Ägypten. Grabräuberei war weit verbreitet, und die Behörden suchten nach Wegen, um die königlichen Mumien zu schützen. Die Entdeckung der Cachette war in diesem Zusammenhang ein Glücksfall. Sie wurde nicht von professionellen Archäologen, sondern von der Familie Abd el-Rassul entdeckt, einer bekannten Familie von Grabräubern aus dem Dorf Qurna am Westufer des Nils gegenüber von Luxor. Sie hielten die Entdeckung mehrere Jahre geheim, bis die Behörden durch den Verkauf von Artefakten auf dem Antiquitätenmarkt aufmerksam wurden.
Die Rolle von Émile Brugsch
Émile Brugsch, ein Mitarbeiter des Ägyptischen Museums in Kairo, spielte eine entscheidende Rolle bei der Bergung der Mumien. Er wurde 1881 nach Luxor geschickt, um der Sache nachzugehen. Nach anfänglichem Zögern führten die Abd el-Rassul-Brüder ihn zur Cachette. Brugsch handelte schnell und effizient, um die Mumien und Artefakte zu sichern und nach Kairo zu transportieren, bevor weitere Plünderungen stattfinden konnten. Die Bergung fand innerhalb weniger Tage statt, was angesichts der Menge an Funden eine bemerkenswerte Leistung war.
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Die Zusammensetzung der Cachette
Die Cachette enthielt Mumien und Sarkophage von einigen der bedeutendsten Pharaonen des Neuen Reiches, darunter:
- Thutmosis III.: Einer der größten Feldherren des alten Ägypten.
- Sethos I.: Bekannt für sein prächtiges Grab im Tal der Könige.
- Ramses II.: Der wohl berühmteste Pharao, der über 60 Jahre regierte.
- Amenophis I.: Der Gründer der 18. Dynastie.
- Ahmose-Nefertari: Die Gemahlin von Ahmose I. und eine hochverehrte Figur.
Neben den königlichen Mumien enthielt die Cachette auch die Mumien von Königinnen, Prinzen und hochrangigen Priestern. Dies deutet darauf hin, dass die Cachette als sicherer Ort für die Mumien wichtiger Persönlichkeiten diente.
Die Gründe für die Anlage der Cachette
Die Cachette wurde wahrscheinlich angelegt, um die königlichen Mumien vor Grabräubern zu schützen, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder in die Königsgräber eindrangen. Priester der 21. Dynastie, einer Zeit politischer Instabilität, brachten die Mumien aus ihren ursprünglichen Gräbern im Tal der Könige und im Tal der Königinnen in Sicherheit und versteckten sie in der Cachette von Deir el-Bahari. Dieser Ort war abgelegen und schwer zugänglich, was ihn zu einem idealen Versteck machte.
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Die wissenschaftliche Bedeutung
Die Cachette von Deir el-Bahari lieferte unschätzbare Informationen über:
- Bestattungsriten und Mumifizierungstechniken: Die gut erhaltenen Mumien ermöglichten detaillierte Studien der Mumifizierungsprozesse.
- Genealogie der Pharaonen: Die Identifizierung der Mumien half bei der Rekonstruktion von Stammbäumen und der Klärung von Thronfolgen.
- Materielle Kultur des Neuen Reiches: Die gefundenen Objekte, wie Schmuck, Amulette und Möbel, gaben Einblicke in das tägliche Leben und die religiösen Vorstellungen der damaligen Zeit.
Die heutige Situation
Die Mumien aus der Cachette befinden sich heute im Ägyptischen Museum in Kairo und sind dort für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie sind ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes Ägyptens und ziehen jedes Jahr zahlreiche Besucher an.
Die Familie Abd el-Rassul spielte eine zentrale, wenn auch zwiespältige Rolle in der Geschichte der Cachette von Deir el-Bahari. Hier eine detailliertere Darstellung ihrer Beteiligung:
Die Entdeckung und die anfängliche Geheimhaltung
- Zufällige Entdeckung: Es wird angenommen, dass die Brüder Ahmed, Soliman und Mohammed Abd el-Rassul die Cachette um 1871 (es gibt unterschiedliche Angaben, manche nennen 1871, andere 1881 als das Jahr der offiziellen Bekanntmachung) entdeckten, wahrscheinlich auf der Suche nach antiken Gegenständen, die sie verkaufen konnten. Die genauen Umstände der Entdeckung sind nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass ein Ziegenbock, der sich in der Nähe verirrte, sie auf den Eingang aufmerksam machte (diese Anekdote ist jedoch nicht historisch belegt).
- Geheime Ausbeutung: Anstatt die Entdeckung den Behörden zu melden, nutzten die Abd el-Rassuls die Cachette über mehrere Jahre als Quelle für Antiquitäten. Sie entnahmen Mumienbinden, Amulette, Schmuck und andere Objekte und verkauften sie auf dem Antiquitätenmarkt. Dies ermöglichte ihnen ein lukratives Geschäft, aber es führte auch zu Schäden an den archäologischen Funden.
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Die Aufdeckung und die Rolle von Mohammed Abd el-Rassul
- Gerüchte und Ermittlungen: Gerüchte über den Handel mit wertvollen Antiquitäten aus unbekannter Quelle gelangten schließlich zu den Behörden in Kairo. Gaston Maspero, der damalige Direktor des Ägyptischen Antikendienstes, leitete daraufhin Ermittlungen ein.
- Das Geständnis von Mohammed: Nach einigen Jahren der Nachforschungen und Verhöre gestand Mohammed Abd el-Rassul schließlich im Jahr 1881 die Existenz der Cachette und führte Émile Brugsch, einen Mitarbeiter des Ägyptischen Museums, dorthin. Die Gründe für sein Geständnis sind nicht ganz klar. Manche Quellen besagen, dass es interne Streitigkeiten innerhalb der Familie gab, andere sprechen von Gewissensbissen oder dem Druck der Behörden. Es gibt auch die Version, dass Mohammed als Gegenleistung für seine Kooperation eine Belohnung und sogar eine Anstellung beim Antikendienst erhielt.
Die Konsequenzen
- Bergung der Mumien: Dank des Geständnisses von Mohammed Abd el-Rassul konnte die Cachette lokalisiert und die darin enthaltenen Mumien und Artefakte geborgen werden. Dies war eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen in Ägypten und rettete unzählige wertvolle Objekte vor weiterer Plünderung und Zerstörung.
- Das Erbe der Familie Abd el-Rassul: Die Familie Abd el-Rassul blieb in der Region um Qurna ansässig und war weiterhin in den Handel mit Antiquitäten involviert, wenn auch unter strengerer Beobachtung. Ihre Rolle in der Geschichte der Cachette von Deir el-Bahari ist ambivalent: Einerseits ermöglichte ihre Entdeckung und spätere Offenlegung die Bergung der königlichen Mumien, andererseits waren sie auch für deren Ausbeutung und Beschädigung verantwortlich.
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Zusammenfassend lässt sich sagen
Die Familie Abd el-Rassul entdeckte die Cachette von Deir el-Bahari, hielt sie jahrelang geheim und profitierte von dem Verkauf der darin enthaltenen Artefakte. Schließlich führte das Geständnis von Mohammed Abd el-Rassul zur offiziellen Entdeckung und Bergung der Mumien, was einen Wendepunkt in der Ägyptologie darstellte. Ihre Geschichte ist ein Beispiel für die komplexe Beziehung zwischen Grabräuberei, Archäologie und dem Schutz des kulturellen Erbes.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Geschichte der Familie Abd el-Rassul auch eine Geschichte von Armut und Überleben in einer Region ist, in der der Handel mit Antiquitäten lange Zeit eine wichtige Einnahmequelle darstellte. Die Umstände ihrer Handlungen sollten im historischen Kontext betrachtet werden, ohne ihre Verantwortung für die Schäden an den archäologischen Funden zu schmälern.
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